Der Gedenktag am 25. 07.
Am Hiroshima-Nagasaki-Platz Potsdam wird alle 5 Jahre am 25. 07. die Gedenkveranstaltung veranstaltet, um sich an die Opfer der Atombombenabwürfe am 06. und 09. 08. 1945 auf Hiroshima und Nagasaki zu erinnern und vor der Gefahr von Atombomben zu warnen. Man hofft, dass die Welt in näherer Zukunft atomwaffenfrei wird.
Zu den 80 Jahren nach den Atombombenabwürfen findet auch am 25. 07. 2025 die Gedenkveranstaltung am Hiroshima-Nagasaki-Platz statt.
Warum veranstalten wir die Gedenkveranstaltung am 25. 07.?
Als offizielles Dokument liegt nur ein einziger Befehl zu Atombombenabwürfen vor.
Der Befehl wurde aus Washington D.C. am 25. 07. 1945 an den General Carl Spaatz, kommandierender General der strategischen Luftstreitkräfte der Vereinigten Staaten erteilt. Unterschrieben wurde der Befehl mit dem Briefkopf des Büros des Generalstabschefs des Heeres von General Thomas T. Handy, Stellvertreter des abwesenden Generalstabschefs des Heeres.
Was wurde durch den Befehl vom 25. 07. 1945 angeordnet?
Zum Pkt. 1:
Die erste Atombombe ist so bald wie möglich ab dem 03. 08. 1845 abzuwerfen, wenn die Witterungsbedingungen es erlauben. Die Ziele sollen in der Reihenfolge die Städte von Hiroshima, Kokura, Niigata, Nagasaki sein.
Anmerkung:
Als mögliches Ziel war zuerst lange die japanische alte Hauptstadt Kyoto aufgeführt, aber der Kriegsminister Henry L. Stimson war immer dagegen. Er befürchtete, dass die Zerstörung der alten Hauptstadt den Wiederaufbau Japans sehr negativ beeinflusst. Er hat am 22. 07. 1945 im Haus Erlenkamp (jetzt Trumanhaus genannt) unter vier Augen mit dem Präsidenten Harry S. Truman gesprochen und es gelang Stimson dabei, vom Präsidenten die Zustimmung zum Ausschluss von Kyoto von den möglichen Zielen einzuholen. Anschließend soll der in Potsdam anwesende General Henry H. Arnold dem Kriegsminister als Ersatz von Kyoto Nagasaki empfohlen haben.
Zum Pkt. 2:
Nach dem ersten Abwurf werden die weiteren Atombomben so bald wie möglich zur Verfügung gestellt. Für weitere Abwürfe ist kein Befehl mehr notwendig. Andere Ziele als die im Pkt. 1 angegebenen Ziele könnten durch erneute Anweisungen angeordnet werden.
Anmerkung:
Im Manhattan-Projekt war man ab August 1945 in der Lage, wöchentlich entweder eine Uranbombe oder eine Plutoniumbombe zu bauen. Der Auftrag war schon im April 1945 erteilt worden.
Das zweite Ziel war eigentlich Kokura, aber wegen der schlechten Witterungsbedingungen wurde das Ziel unterwegs auf die näher befindliche Stadt Nagasaki abgeändert. Das Verteidigungsministerium war eigentlich gegen Nagasaki als Zielort gewesen. Man war der Meinung gewesen, dass die geographisch schmale Form der Stadt für die Wirkung der Detonation durch die Atombombe ungeeignet ist.
Zum Pkt. 4:
Der Befehl wurde mit der Genehmigung des Kriegsministers Stimson (Secretary of War) und des Generalstabschefs des Heeres George C. Marshall (Chief of Staff) erteilt.
Anmerkung:
Marshall und Stimson waren in der Zeit in Potsdam.
Wie ist der Befehl zustande gekommen?
Der kommandierende General der strategischen Luftstreitkräfte Spaatz unterzeichnete am 08. 05. 1945 in Berlin-Karlshorst die deutsche Kapitulationsurkunde als Zeuge (2. Seite der Urkunde rechts unten).
Er sollte sich danach als kommandierender General der strategischen Luftstreitkräfte zum Stützpunkt auf der Insel Guam begeben. Damit war er für die Operation Atombombenabwürfe verantwortlich.
Unterwegs nach Guam war er am 23. 07. 1945 in Washington D.C. und bat, ihm einen schriftlichen Befehl zu Atombombenabwürfen zu erteilen. Der Befehl wurde danach vom militärischen Leiter des Manhattan-Projektes Leslie Groves entworfen und der Entwurf wurde dem General Marshall in Potsdam am 24. 07. 1945 per Telegramm geschickt mit der Bitte um Genehmigung durch Marshall und Stimson.
Am gleichen Tag ging auch ein anderes Telegramm in Potsdam ein. Dabei handelte es sich um den Zeitplan für Atombombenabwürfe, insbesondere für den ersten. Dort stand:
Der 1. Abwurf wäre in der Zeit vom 01. bis 3. 08. 1945 möglich und man hätte noch die bessere Chance am 04. und 05. 08. 1945. Wenn nichts Unerwartetes passieren würde, würde spätestens bis 10. 08. 1945 der 1. Abwurf erledigt.
Der Präsident Truman berief sofort Marshall, Stimson und Arnold zur Sitzung ein und traf für Atombombenabwürfe seine endgültige Entscheidung und genehmigte den Abwurfplan und Zielstädte.
Anmerkung:
Winston S. Churchill stimmte am Anfang Juli 1945 als britischer Premierminister dem Einsatz von Atombomben zu und erwähnte diesbezüglich in seinen Memoiren, dass der US-Präsident nur noch seine endgültige Entscheidung treffen muss (die deutsche Ausgabe: „Der Zweite Weltkrieg“ , Viertes Buch Triumph und Tragödie, 31 Die Atombombe).
Hat der US-Präsident keinen Befehl erteilt?
In den Memoiren von Harry S. Truman (Memoirs by Harry S. Truman) hinterließ er über die Atombombenabwürfe folgende zwei Sätze (Vol. 1, Artikel 26).
1. Ich musste die endgültige Entscheidung treffen, wann und auf welche Städte die Atombomben abgeworfen werden sollen.
2. Das Kriegsministerium hat dem General Spaatz befohlen, die erste Bombe ab 03. 08. 1945 so bald wie möglich abzuwerfen [1].
[1] Die beiden Sätze übersetzte ich aus der japanischen Übersetzung der Memoiren und orientierte mich dabei auf den Inhalt der Sätze.
Der Präsident erwähnte in seinen Memoiren den Befehl vom 24. 07. 1945, der aber in der Tat nicht existierte und erst am nächsten Tag erteilt wurde. Er muss bestimmt an dem Tag den Befehlsentwurf aus Washington D.C. eingesehen und genehmigt haben.
Dass kein Befehl des Präsidenten notwendig war, beweist auch das Schreiben vom 10. 08. 1945, das von Groves an Marshall abgegeben wurde. Dort informierte Groves Marshall über den Zeitplan für die 3. Atombombe. Dem Schreiben zufolge kann die 3. Atombombe ab 24. 08. 1945 einsatzfähig sein.
Nach dem Erhalt des Schreibens schrieb Marshall per Hand auf dem Schreiben eine Anweisung und verteilte sie an die Beteiligten weiter. Dort notierte er: Ohne die Expressgenehmigung (Express Authority) des Präsidenten ist keine Bombe freizugeben.
Der Kaiser Japans erklärte am 15. 08. 1945 in einer Rundfunksendung, dass Japan kapituliert. Dadurch konnte gerade noch der Abwurf der 3. Atombombe verhindert werden. Auf der militärischen Ebene plante man Tokio als das 3. Ziel.
Der Vorgang für die Atombombenabwürfe wurde überwiegend auf der militärischen Ebene vorangetrieben, aber der Präsident nahm durch seine Genehmigung den militärischen Vorgang politisch streng in die Hand. Vom Präsidenten war kein Befehl notwendig.
Inschrift des Gedenkortes
Aus diesem historischen Hintergrund wurde die Inschrift des Gedenkortes „Hiroshima-Nagasaki-Platz“ entworfen. Die Grundlage für die ewig verbleibende Inschrift soll jetzt vorliegende offizielle Dokumente sein. Damit kann man die Richtigkeit der Inschrift garantieren. Dabei wurde es vom Historiker, Herrn Prof. HASEGAWA, Tsuyoshi an der Universität Kalifornien beraten, der für das Thema international als führender Historiker anerkannt ist. Er bestätigte die historische Richtigkeit des Entwurfs der Inschrift. Der Entwurf wurde danach der Stadtverordnetenversammlung Potsdam überreicht [2] und durch sie mit etwaiger Korrektur beschlossen. Das Stadtparlament wurde dabei durch den Historiker am Zentrum für die Zeithistorische Forschung (ZZF) Potsdam, Herrn Jochen Laufer beraten.
[2] Das war ein Änderungsantrag der ursprünglichen Version der Inschrift, da die ursprüngliche Version davon ausgegangen war, dass der Befehl durch den Präsidenten erteilt wurde.
Was den Befehl zum Abwurf angeht, lautet die Inschrift jetzt:
„Am 25. Juli 1945 wurde mit Zustimmung des amerikanischen Präsidenten aus Washington D.C. der militärische Befehl zum Abwurf der Atombomben erteilt.“
Die Gedenkveranstaltung basiert sich auf den Befehl vom 25. 07. 1945, für den die endgültige Entscheidung durch den US-Präsidenten in der Villa in Potsdam-Babelsberg getroffen wurde. In der Villa wohnte der US-Präsident Truman vom 15. 07. bis 02. 08. 1945, um an der Konferenz der drei Großmächte teilzunehmen. Potsdam ist damit historisch gesehen nach Hiroshima und Nagasaki ein wichtiger Ort zum Erinnern an die Atombombenabwürfe.
Der Gedenkort Hiroshima-Nagasaki-Platz befindet sich direkt vor der Villa „Trumanhaus“ in Potsdam. Dort findet man auch die damals verstrahlten Steine aus Hiroshima und Nagasaki. Wenn die Gedenkveranstaltung am 25. 07., dem Tag des Befehls für Atombombenabwürfe am Hiroshima-Nagasaki-Platz stattfindet, gedenkt man der Opfer der Atombombenabwürfe sowohl auf Hiroshima als auch auf Nagasaki am gleichen Tag.
Text von FUKUMOTO, Masao
Vorstandsmitglied des Hiroshima-Platz Potsdam e.V.
Journalist und Autor
Unten sieht man, wie es jetzt am Hiroshima-Nagasaki-Platz Potsdam aussieht.

Literatur:
・Gar Alperovitz: The Decision to Use the Atomic Bomb and the Architecture of an American Myth (New York: Alfred A. Knopf, 1995). Other editions: German, Japanese, Korean, British
・Schloß Cecilienhof und die Potsdamer Konferenz 1945 von der Hohenzollernwohnung zur Gedenkstätte, Chronos-Film und Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg 1995・Winston S. Churchill: Der Zweite Weltkrieg. FISCHER Taschenbuch, Frankfurt am Main, Oktober 2003
・Gerhard Piper: Hiroshima: Angriffsbefehl kam aus Deutschland Über die Entscheidung während der Potsdamer Konferenz. Telepolis 15. August 2015, https://www.bits.de/public/articles/heise_150805.htm
・The Manhattan Project: Order to Drop Atomic Bombs, War Department Office of the Chief of the Staff, TO: Carl Spaatz Commanding General United States Army Strategie Air Forces, 25 July 1945, U.S. Department of Energy – Office of history and Heritage Resources, https://www.osti.gov/opennet/manhattan-project-history/Resources/order_drop.htm
・The Geroge C. Marshall Foundation: Gen. Marshall and Gen. Groves August 1945 „Not to Be Released … Without Express Authority from the president“, https://www.marshallfoundation.org/articles-and-features/gen-marshall-and-gen-groves-august-1945/
・Winston S. Churchill: Der Zweite Weltkrieg. FISCHER Taschenbuch, Frankfurt am Main, Oktober 2003
・Persönlicher eMail-Verkehr mit dem ehemaligen Forscher des Los Alamos National Laboratory, Herrn Tom Kunkle vom 03. 03. 2021 bis 28. 11. 2021
・長谷川毅:『暗闘 スターリン、トルーマンと日本降伏』中央公論新社 2006年
・H・S・トルーマン/堀江芳孝訳 加瀬俊一監修:『トルーマン回顧録』恒文社 1992年
・ふくもと まさお:『「小さな平和」を求めて、ポツダム・トルーマンハウスとヒロシマ・ナガサキ広場の記録』あけび書房 2025年