KANNO Maho

Teilnehmerin am Schülerprojekt 2019

Ich bin Maho. Ich bin Oberschülerin der 1. Klasse, in Deutschland Schülerin der 10. Klasse, und 16 Jahre alt. Ich mag Süßigkeiten sehr, wie Schokoladen. Am meisten mag ich Kuchen und kann sehr professionell Kuchen backen.

Erinnert ihr euch noch an das Erdbeben im Nordosten Japans? Ich hatte nie zuvor so ein starkes Beben erlebt. Ich war damals 7 Jahre alt. In der Schule sind Schränke hintereinander umgefallen, und die Schulmappen sind donnernd heruntergefallen.

Die Fensterscheiben sind hintereinander sehr laut zerbrochen. Wir haben uns sofort unter die Tische gerettet. Eine Schulfreundin von mir hat aus Furcht geheult, während ich nicht geheult habe. Ich war davon überzeugt, nicht heulen zu sollen. Falls ich geheult hätte, hätte ich mich für sehr schwach gehalten. Aber es war alles so entsetzlich, und ich hätte fast geheult. Weil man im Schulgebäude keine Sicherheit gewährleisten konnte, mussten wir in den naheliegenden Park evakuieren und haben auf unsere Eltern gewartet. Da der Telefonanschluss gestört war, konnte ich mich nicht mit meiner Familie in Verbindung setzen. Ich habe es sehr schrecklich gefunden, da ich nicht feststellen konnte, ob meine Mutter noch am Leben ist, und wo sie ist.

Vom nächsten Tag an hatten wir 10 Tage lang gar kein Leitungswasser mehr. Auch sämtliche Lieferungen fielen aus. Wir konnten weder Lebensmittel, Benzin noch sonstige Dinge zum Leben kaufen.

Wenn ich ins Freie gegangen bin, musste ich immer Langarmkleider und Langhosen tragen, um die Haut abzudecken, da man im Freien der giftigen Strahlung ausgesetzt war. Auch im Sommer musste ich sie immer tragen. Im Freien konnte ich nur bis zu 2 Stunden am Tag sein. Da ich gerne im Freien spiele, war ich schockiert.

Es war auch traurig, dass die Bodenerde radioaktiv belastet war. Uns den Kindern wurde gesagt, dass wir weder in den Schulhof, in den Park noch in unseren Garten gehen dürfen, ohne dass diese vorher dekontaminiert worden waren.

Den Seitengraben durften wir auch nicht nahekommen, da es dort höher verstrahlt war. 2011 hatten wir aus Sicherheitsgründen gar kein Schulsportfest, und ab dem nächsten Jahr fand es wieder statt, aber für wesentlich verkürzte Zeit.

Der Stadtteil Nankodai, in dem ich wohne, ist vom Unfall-AKW 60 km entfernt, aber dort war es in der Stadt Fukushima am meisten radioaktiv belastet. Deswegen ist die Hälfte meiner Klassenkameraden (freiwillig) umgezogen. Unsere Familie konnte aber nicht ausziehen, ich hatte immer Angst vor bösartigen Auswirkungen, weil ich noch dort wohne. Mir wurde von der Schule und der Familie wiederholt gesagt, dass die Strahlung für meine Gesundheit schädlich ist. Ich hatte deshalb immer Angst zu sterben.

Eine Freundin von mir, die aus Nankodai in eine andere Stadt umgezogen ist, hat mich mal berichtet, dass sie dort als Bakterie behandelt wurde. Man ist davon überzeugt, dass man verstrahlt wird, wenn man den Menschen aus Fukushima nahekommt. Sie hatte wirklich eine harte Zeit.

Bedauerlicherweise konnten wir immer weniger Gemüse, Obst und Reis aus Fukushima essen, da sie radioaktiv belastet waren. Sie konnten auch nicht mehr für das Schulessen verwendet werden.

Je mehr dekontaminiert wurde, desto weniger wird es beschränkt, im Freien aktiv zu sein. Die Lebensmittel aus Fukushima wurden auch immer wieder gemessen, und es wurde jetzt festgestellt, dass die Lebensmittel sicherer sind. Die Lebensmittel aus Fukushima konnten auch wieder für das Schulessen eingesetzt werden, als ich 10 oder 11 Jahre alt war. Wir können jetzt in der Stadt Fukushima leben, wie vor der Katastrophe.

Alles, was ich jetzt erzählt habe, ist nur ein Teil meiner bisherigen Erfahrungen.

Ich habe an dem Schülerprojekt teilgenommen, da ich euch so aus meinen Erfahrungen die Wahrheit übermitteln will. Wie ich schon dargelegt habe, ist es in Fukushima schon sicherer geworden. Und jetzt soll man über den Einsatz von Erneuerbaren Energien nachdenken.

Ich weiss noch nicht, was ich später machen will, aber ich hoffe, dass ich während der Studienreise nach Deutschland herausfinden kann, was ich dann in Zukunft machen will.