Brief an ausgestrahlt
Sehr geehrter Herr Stay,
ich bin der Verfasser der Filmbesprechung, die in der März-Ausgabe des Strahlentelex erschien.
Ich habe den Film im Nov. vergangenen Jahres auf Bitten Ihrer Mitarbeiterin angeschaut. Dabei habe ich im Film verschiedene Unstimmigkeiten mit der Realität festgestellt, auf die ich Ihre Mitarbeiterin hingewiesen habe.
Dazu habe ich ihr gesagt, an ihrer Stelle würde ich den Film nicht unterstützen, und wenn man es macht, setzte man die Glaubwürdigkeit der Antiatombewegung aufs Spiel. Deshalb habe ich ihr empfohlen, intern mit Ihnen darüber zu sprechen.
Im Februar dieses Jahres habe ich erfahren, dass meinen Landsleuten von einer Antiatombewegung in Berlin von Ihrer Mitarbeiterin gesagt wurde, dass sie nur an der Diskussion nach der Filmvorführung am 02.03.2018 in Berlin teilnehmen dürfen, wenn sie den Film nicht kritisieren. Die Landsleute hatten vorher den Film angeschaut und den Film kritisiert. Das war für mich nicht hinnehmbar, dass der Mund der Kritiker so verschlossen wird. Sie haben nur zugesagt, weil sie es wichtig fanden, dem Publikum von der Lage in Fukushima zu berichten.
Ich habe ferner erfahren, dass die ganze westdeutsche Antiatombewegung die Unterstützung des Films mitmacht. Das hat mich erschüttert.
Ich habe entschieden, etwas dagegen machen zu müssen, um den Schaden der Antiatombewegung zu begrenzen.
Aber ich habe aus meinem Text bewusst ausgeschlossen, die persönliche Erkrankungsgeschichte eines der Protagonisten und kriminelle Handlungen durch Protagonisten zu beschreiben. Ansonsten wäre mein Text schmutziger geworden.
Der Regisseur hat zu meinem Text Stellung genommen, und seine Stellungnahme soll in der April-Ausgabe des Strahlentelex erscheinen. Dort hat er zugegeben, dass der Film keine Dokumentation ist.
Darauf könnte ich noch weiter reagieren. Wenn ich jedoch öffentlich noch mehr Unstimmigkeiten offen legen würde, befürchte ich, dass ich Ihrer Organisation als Unterstützer noch mehr Schaden zuführen könnte.
Das ist überhaupt nicht mein Interesse, da mein Text eigentlich als Warnung für die Antiatombewegung gedacht ist.
Deshalb wende ich mich jetzt persönlich an Sie, um Sie noch über weitere Probleme im Film zu informieren.
Erinnern Sie sich noch an die Szene mit den Krankenschwestern, als der Aktivist in einer Praxis oder Klinik ist. Die Szene führt Zuschauer zu dem Gedanken, dass es dem Aktivisten nach der Krebsoperation überhaupt schlecht geht. Tatsächlich ist dort aber von einem Hitzschlag die Rede. Diese Tatsache geben die deutschen Untertitel nicht wieder.
Ja, der Regisseur hat alle möglichen Freiheiten für seine Kunstwerke. Das ist aber eine Täuschung, wenn er es so macht.
Er ist noch daran schuldig, uns zu erklären, wie der Aktivist operiert wurde. Der Aktivist sagt im Film, dass er kein Jod (131) eingeatmet hat, und zeigt mit seiner Hand, wo der Krebs entstanden ist. Der Krebs soll an der Schleimhaut der Innenwand am linken Hals entstanden und von dort Entfernt worden sein. Im Presseheft steht dagegen geschrieben, dass es Krebs an den Schilddrüsen sei.
Ich sehe jedoch die OP-Narbe weder an seinem linken Hals noch an der Stelle der Schilddrüsen. Der japanische Arzt könnte eine hervorragende Operation gemacht haben, und ich könnte sie dadurch übersehen haben. Der Regisseur sollte sich trotzdem noch zu dieser Nicht-Übereinstimmung äußern.
Beim Pferdehof Hosokawa ist es noch unangenehmer.
Der Besitzer Hosokawa hat eine kriminelle Vergangenheit, und nach meinen mehrmaligen Recherchen ist der Verdacht schon verdichtet, dass er von den evakuierten Höfen die Pferde gestohlen hat und als seine Pferde von der Tepco mehr Entschädigung verlangt hat. Das
Gerichtsverfahren dazu soll noch laufen.
Der Verdacht wird auch von der Aussage seiner Tochter Miwa gestützt, dass sie zum Vater
zurückgekommen sei, weil er nach der Evakuierung mehr Pferde als zuvor besitzt.
Ich verstehe nicht, weshalb der Filmproduzent den Herausgeber des Strahlentelex, Herrn Thomas Dersee, telefonisch gebeten hat, meinen Text aus dem Netz zu nehmen. Herr Dersee hat dies selbstverständlich abgelehnt.
Wenn der Regisseur seinen Film rechtfertigt wie in seinem im Strahlentelex erscheinenden Text geschrieben, dann könnte sich der Film gegen jede Kritik mit erhobenem Haupt behaupten.
Das ist wahrscheinlich nicht der Fall.
Der Regisseur hat für seine Bilder FUKUSHIMA nur ausgenutzt, egal, wie die Realität dort ist. Sollte sich auch die Antiatombewegung mit so einem gedopten Dokumentarfilm gegen die Kernenergie positionieren, so wäre die Gefahr groß, dass sie nicht ernst genommen wird. Außerdem nutzt sie auch für ihre Auseinandersetzung mit der Kernenergie FUKUHSIMA aus.
Ich kann das nicht hinnehmen im Interesse der betroffenen Menschen in Fukushima, wenn ich denke, wie sie es finden. Sie leiden dort unter der höheren Verstrahlung genug. Deshalb habe ich auch für die Menschen dort meinen Text geschrieben.
Ich finde es noch nicht zu spät, auch wenn Sie jetzt den von Ihrer Organisation begangenen Fehler eingestehen und eine Notbremse ziehen.
Es würde sich jetzt noch empfehlen, dementsprechend Maßnahmen zu ergreifen.
Da noch weitere Organisationen offiziell den Film unterstützen, bitte ich Sie, mir zu erlauben, die Kopie dieses Briefes an sie weiterzuleiten. Sie haben schon meine Filmbesprechung.
Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meine Information ernst nehmen und intern handhaben würden. Für Ihre evtl. Rückfragen stehe ich Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.
Herzliche Grüße
FUKUMOTO, Masao
CC:
EWS Schönau
Haleakala-Stiftung
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