AIHARA Misaki

Teilnehmerin am Schülerprojekt 2023

Ich heiße Aihara, Misaki.

In meinem Freundeskreis nennen alle mich Aihara. Das ist mein Nachname .

Nennt ihr mich bitte deshalb auch Aihara.

(Ton, nachgemacht von Aihara)

Wisst ihr, was der Ton ist?

Seit dem Erdbeben habe ich immer Furcht vor diesem Ton.

Ich habe mit diesem Ton das Alarmsignal nachgemacht.

In Japan haben wir jetzt das Erdbebenwarnsystem, mit dem man durch sein Smartphone oder das Fernsehen vor dem Erdbeben gewarnt wird.

Jedesmal wenn Alarm geschlagen wird, werde ich panisch, weil ich weiss, dass was Fürchterliches passiert.

Als das Erdbeben ausbrach, war ich erst 3 Jahre alt. An dem Tag war ich mit meiner Großmutter und Mutter außer Haus. Als ich mit ihnen zum Haus meiner Großeltern zurückgekommen bin und gerade beim Händewaschen war, bebte es plötzlich gewaltig. Meine Mutter war auch beim Händewaschen und hat sofort einen in der Nähe befindlichen großen Wäschekorb über mich gestülpt, um mich vor dem Erdbeben zu schützen. Durch die Schlitze im Wäschekorb habe ich rundherum um mich beobachtet und bemerkt, dass sich die dreiteiligen Spiegeltüren über dem Waschbecken alleine öffneten und schlossen. Ich habe bis dahin noch nie so ein großes Erdbeben miterlebt und konnte überhaupt nicht begreifen, was jetzt passiert. Ich erinnere mich noch daran, wie furchtbar ängstlich ich war.

Ich habe noch eine Weile im Hause der Großeltern gewohnt, und wir hatten nach jenem Tag jeden Tag immer wieder Nachbeben. Die Strom- und Wasserversorgung wurde unterbrochen. Auch wenn man erst fernsehen konnte, hat man jeden Tag nur die Sendungen über das Erdbeben sehen können.

Ich rufe mir ab und zu die Kindheitserinnerung zurück und habe mit meiner Mutter über das Erdbeben und die darauf folgende Nuklearkatastrophe gesprochen.

Ich: „Habe ich nicht einen kompakten Plattendosimeter getragen?“

Mutter: „Ja, ich habe dich einen tragen lassen.“

Ich: „Warum sollte ich ihn tragen?“

Mutter: „Ich wollte für deine Zukunft wissen, mit wie viel Strahlung du exponiert worden bist.“

Als ich das gehört habe, war ich dankbar, dass sie dadurch an meine Zukunft gedacht hatte.

Auch wenn nach dem Erdbeben 12 Jahre vergangen sind, wird immer noch die nach der Nuklearkatastrophe begonnene Schilddrüsenkrebsuntersuchung durchgeführt, und man muss auch noch Nachbeben miterleben.

Insbesondere kann ich immer noch nicht vergessen, dass ich mit einem Bauern aus der Präfektur Fukushima ein Gespräch geführt habe, als ich in der 5. Klasse war. Der Bauer sagte:

Alle Ernten werden auf Radioaktivität geprüft. Die Prüfung ist strenger als in den anderen Präfekturen und die Ernten sind damit sehr sicher zu essen. Aber sie werden wegen der Ernten aus der Präfektur Fukushima nicht gekauft. In den letzten Jahren konnte man mehr Ernten verkaufen, aber es gibt immer wieder welche, die die Ernten aus der Präfektur Fukushima nicht kaufen wollen.

1 Jahr später hatte ich Gelegenheit, über die radioaktive Strahlung zu lernen und habe dabei gehört, dass nach der Nuklearkatastrophe über die Strahlenauswirkungen Fehlinformationen verbreitet wurden. Das soll dazu geführt haben, dass nicht wenige Menschen über die Strahlung Missverständnisse haben. Es wurde immer erklärt, dass immer noch viele Menschen in der Präfektur Fukushima an deren Folgen leiden müssen. Damit habe ich endlich verstanden, warum Ernten aus der Präfektur Fukushima gemieden werden. Ich hatte auch davor an die Fehlinformationen geglaubt. Ich habe aber endlich wahrgenommen, wie groß die Rufschäden sind.

Was ich in Deutschland lernen will, ist der kulturelle Unterschied zwischen Deutschland und Japan. Ich will zu Touristenorten fahren, mit Menschen vor Ort Gespräche führen. Dadurch kann ich die deutsche Kultur, Leben und Denkweise kennen lernen. Ich will so herausfinden, wie unterschiedlich zwischen Deutschland und Japan die Normalität und Selbstverständlichkeit ist, und wo es dann dazwischen die Gemeinsamkeit gibt. Nach der Rückkehr nach Hause will ich mich mit den Erfahrungen aus Deutschland positiv weiterentwickeln.