KITSUNAI Kotomi

Teilnehmerin am Schülerprojekt 2023

Ich heiße Kitsunai, Kotomi und bin 15 Jahre alt.

Ich lerne an einer Oberschule in der Stadt Fukushima.

Wenn ein Erdbeben ausbricht, habe ich jedesmal das Gefühl, als ob mein Herz aufspringen würde. Das bedeutet, dass die Ereignisse an jenem Tag in einer verdrehten Form in meinem Inneren tief wurzeln. Der 11. März hat im Leben der betroffenen Menschen unheilbare Spuren hinterlassen.

An jenem Tag war mein Vater nicht da und meine Mutter, ich und meine jüngere Schwester waren zu Hause. Als das Erdbeben ausbrach, hat meine Mutter mit ihren beiden Armen mich und meine Schwester haltend, unser Haus verlassen und uns zu einem großen freien Ort mit wenigen Gebäuden gebracht. Anschließend ist sie nach Hause zurückgegangen, um eine Katze von zu Hause abzuholen, die wir damals hatten.

Meine Mutter hat alleine unser Haus aufräumen müssen, da mein Vater und Großvater als Zimmermann mit der Ausbesserung der beschädigten Kundenhäuser sehr beschäftigt waren. Wir haben uns zu einer Pension im von der Stadt Fukushima südwestlich befindlichen Erholungsort Urabandai evakuiert. Die Beschäftigten in der Pension waren sehr freundlich und uns wurde ausnahmsweise erlaubt, unsere Katze dort zu halten. Unser Haus war nicht sehr beschädigt und wir konnten bald nach Hause zurückkehren.

Im Fernsehen wurden immer wieder die durch den Tsunami verursachten völligen Zerstörungen und die leidenden Betroffenen gezeigt. Da ich damals noch klein war, konnte ich nicht begreifen, was passiert ist. Jetzt bin ich als Oberschülerin mir meiner Hilflosigkeit tief bewußt und finde alles so trostlos.

Als Folge des großen Erdbebens im Osten Japans wurde das KKW Fukushima Daiichi beschädigt und eine Menge radioaktiver Stoffe wurde freigesetzt. Das führte dazu, dass die Einwohner in der Nähe ihren Wohnort verlassen und sich in Sicherheit bringen mussten. Die Ernten wie Gemüse und Reis wurden nach dem unbeanstandeten Prüfergebnis zum Verzehr freigegeben. Aber die Bevölkerung außerhalb der Präfektur Fukushima soll kein Gemüse und Reis aus Fukushima genommen haben, da sie davon ausgegangen ist, dass radioaktive Stoffe noch drin enthalten sind. Die Bauern in der Präfektur Fukushima mussten darunter echt leiden. Jetzt sind die Ernten aus Fukushima schon wieder sicher zum Essen. Währenddessen können immer noch viele Menschen nicht nach Hause zurückkehren. Ich glaube deshalb, dass wir immer noch für den Wiederaufbau von Fukushima grenzenlos einander helfen sollen.

Ich will durch diese Reise Umwelt, Kultur und erneuerbare Energien in Deutschland kennen lernen und in dem lange von mir ersehnten Land viele Erfahrungen sammeln, die auch in der Präfektur Fukushima bestimmt von Nutzen sein werden.

Ich bin noch nicht sicher, was ich in Zukunft machen will, aber ich bin an Geschichte und Literatur sehr interessiert und froh, wenn ich für diese Fächer arbeiten kann. Selbstverständlich bin ich nicht nur an der japanischen, sondern auch an der deutschen Geschichte und Literatur interessiert. Ich habe die Absicht, Menschen in Japan zu vermitteln, was ich diesmal in Deutschland erfahren habe, damit sie für Deutschland mehr Interesse haben können.

Ich hoffe, dass ich mich in Deutschland mit vielen Menschen austauschen und durch diese Erfahrungen viel lernen kann.