Eine Geschichte der deutsch-japanischen Zusammenarbeit für die Atombombenentwicklung

(zum Jahrestag der deutschen Kapitulation)

Vor 75 Jahren, am 08.05.1945, kapitulierte Nazi-Deutschland. Deutschland erlebte damit früher das Kriegsende als Japan. Das hat für die japanische Geschichte eine große Rolle gespielt, weil die USA unbedingt früher Atombomben entwickeln wollten als Deutschland. Die USA verloren damit für die Atombombenentwicklung das eigentliche Ziel von Atombomben.

Es ist ja bekannt, dass sowohl Deutschland als auch Japan damals mit der Atombombenentwicklung beschäftigt waren.

Mich hat sehr interessiert, inwieweit Deutschland und Japan für die Bombenentwicklung zusammengearbeitet haben. Es scheint aber, dass die Zusammenarbeit für den Bereich ganz gering war. Das militärische Abkommen für die technische Zusammenarbeit der beiden Länder wurde erst 1944 abgeschlossen. Deutschland und Japan sollen zuvor viel Misstrauen gegeneinander gehabt haben. Deutschland hatte auch damit wenig Vorteile. Nur Japan wollte mehr Technologietransfer der militärischen Technik aus Deutschland.

Außerdem ist Deutschland sehr weit entfernt von Japan, und die Transportmöglichkeit war während des Krieges sehr begrenzt. Auch wenn Japan technische Blaupausen bekommen hätte, wäre es wahrscheinlich nicht einfach gewesen, dort nach den Zeichnungen die Technik zu bauen, da Japanern nötige Kenntnisse und Technik fehlten.

In den USA wurde für die damalige technische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Japan eine Verhörunterlage verfasst, die nach dem Kriegsende durch das Verhör von japanischen Gefangenen von der US-Marine erstellt wurde. Dort sind nur 2 Anhaltspunkte für die Atombombenentwicklung zu finden, die wenig konkret sind.

Bei dem einen handelt es sich um den Transport von Uranoxid durch das deutsche U-Boot U 234 nach Japan. Darüber sind dort nur einige Sätze geschrieben, die nicht konkret sind. Die Geschichte ist zwar bereits bekannt, aber ich musste etwas mehr dazu recherchieren.

Damals hatte man an der Kyoto-Universität in Japan eine kleine Zentrifuge, mit der man das Uranoxid anreichern könnte. Das war die Forschung für/durch die japanische Marine. Es könnte aber sein, dass man dort nicht an der Bombenentwicklung, sondern mehr an der Reaktorentwicklung interessiert war. Mit der Kyoto-Universität war der Nobelpreisträger YUKAWA Hideki sehr verbunden. Bisher weiss man es nicht genau, aber Yukawa könnte mehr in die Reaktorentwicklung involviert gewesen sein als man bisher vermutet hat.

Ein anderer Nobelpreisträger TOMONAGA Shinichiro studierte an der Leipziger Uni beim Prof. Werner Heisenberg. Tomonaga war spezialisiert auf Quantentechnologie, aber ich konnte bisher nicht feststellen, ob er an der Bombenentwicklung interessiert war. Er war dort auch bei den Vorträgen von Fritz Straßmann und Carl Friedrich von Weizsäcker anwesend, aber mir scheint, dass er an der Kernspaltung gar nicht interessiert war und ihm Heisenberg vielleicht nicht gefiel.

In der Botschaft Japans in Berlin waren damals viele Militär- und Technikoffiziere der Marine anwesend. Auch 1941 besuchte eine japanische Delegation der Marine Berlin und weitere europäische Länder für den Technologietransfer. Aber es lässt sich nicht feststellen, ob dabei auch die Atombombenentwicklung Thema war.

Es gab auch die Atombombenforschung für das japanische Heer. Dafür war das staatliche Institut Riken zuständig unter der Leitung von NISHINA Yoshio. Das war bekannter als die Forschung der Marine. Er hat einen Beschleuniger entwickelt. Aber es wird gesagt, dass Nishina damals nicht in der Lage war, eine Atombombe zu entwickeln.

Was passierte mit dem deutschen U-Boot U 234, das Uranoxid nach Japan transportieren sollte?

Die japanischen U-Boote hatten vorher drei Male vergeblich versucht, Uranerz aus Deutschland nach Japan zu transportieren.

Das deutsche U-Boot U 234 sollte dann die Aufgabe übernehmen, dem japanischen Militär spaltbares Material zu übergeben. Die U 234 musste vorher zum Transport-U-Boot umgebaut werden und verließ am Abend des 24.03.1945 Kiel. Aber das U-Bott fuhr zuerst zu Schnorchelübungen nach Horten im Oslofjord. Bei den Übungen gab es dann am 31.03.1945 eine kleine Kollision mit dem begleitenden U-Boot U 1301. Die U 234 wurde zuerst in Horten repariert und zur weiteren Reparatur nach Kristiansand in Norwegen verlegt. Erst am 16.04.1944 verließ U234 Kristiansand in Richtung auf Atlantik, um die Transportfahrt nach Japan zu unternehmen.

Als sich die U 234 schließlich im Nordatlantik auf dem Weg nach Japan befand, kapitulierte bereits Deutschland. Der Kommandant und Kapitän des U-Bootes, Johann Heinrich Fehler, erhielt vom Reichspräsidenten und Oberbefehlshaber der Wehrmacht Großadmiral Karl Dönitz den Befehl, das Unternehmen abzubrechen und in Gefangenschaft zu gehen.

An Board waren zwei japanische Offiziere, TOMONAGA Hideo und SHOJI Genzo, und drängten auf den Kapitän, weiter nach Japan zu fahren. Der Kapitän Fehler entschied jedoch im Interesse der Besatzung, nach Amerika zu fahren und dort in Gefangenschaft zu gehen. Die beiden japanischen Offiziere nahmen dann am 11.05.1945 das Arzneimittel „Luminal“ ein, das ab einer bestimmten Menge tödlich wirkt. Das war ihnen vor der Abfahrt vom japanischen Botschaftsarzt gegeben worden. Sie hinterließen einen Abschiedsbrief und baten den Kapitän um Seebestattung. Fehler ließ dementsprechend die Leichname auf hoher See bestatten, bevor das U-Boot den amerikanischen Hafen Portsmouth erreichte.Mir liegen die Kopien der Pack- oder Beschlagnahmelisten vor, die wahrscheinlich vom amerikanischen Militär ins Englische übersetzt wurden. Dort steht unter der Bezeichnung Uranoxid die Mengenangabe 560 kg. Dazu sind mit Verpackungsnummern 1270/1 bis 10 angegegen

Das U-Boot U 234 nach der Gefangenschaft
(Quelle: Deutsches U-Boot-Museum, Cuxhaven-Altenbruch)

Das Uranoxid wurde dann zur Begutachtung nach Washington gebracht und soll in Oak Ridge waffenfähig gemacht worden sein.

Woher stammte das Uranoxid?

Die Antwort findet man in den Unterlagen, die im Bundesarchiv registriert sind. Danach bestellte die japanische Beschaffungsfirma SHOWA TSUSHO KAISHA am 26. März 1944 bei der Firma Roges Rohstoff-Handelsgesellschaft m.b.H. in Berlin 1.000 kg Uranoxid gelb mit ca. 80 bis 82 % U3O8 (Yellowcake), das im Juni 1944 in 20 kleinen Holzfässern aus dem Lager der chemischen Fabrik in Grünau bei Berlin geliefert wurde. Die Fässer sind mit Verpackungsnummern von 1270/1 bis 20 bezeichnet worden.

Durch die Identifizierung der Verpackungsummern wurde bewiesen, dass davon 10 Fässer an Board der U 234 waren.

Die Firma SHOWA TSUSHO KAISHA wurde durch das japanische Heer gegründet, um Waren zu militärischen Zwecken zu beschaffen, hatte eine Niederlassung in Berlin-Charlottenburg.

(FUKUMOTO Masao)

Literatur:

・Division of Navy Intelligence: German Technical Aid to Japan, A Servay, June 15 1945

・Keiko Nagase-Reimer: Forschungen zur Nutzung der Kernenergie in Japan, 1938 – 1945. Marburger Japan-Reihe Band 30, Förderverein Marburger Japan-Reihe, Marburg 2002

・Manifest of Cargo for Tokio on Board U-234, translated from German, 23 May 1945

・Rechnung von ROGES Rohstoff-Handelsbesellchaft m.b.H. an Showa Tsusho Kaisha Ltd. vom 14.6.1944, Betr.: Auftrag B 1109 vom 28.3.44, Kopie aus dem Bundesarchiv

・Brief von ROGES Rohstoff-Handelsbesellchaft m.b.H. an Showa Tsusho Kaisha Ltd. Vom 29.3.44, Betr.: Uranoxyd – Ihr Auftrag B 1109, Kopie aus dem Bundesarchiv

・Bestellung von Showa Tsusho Kaisha Ltd. an ROGES Rohstoff-Handelsbesellchaft m.b.H. vom 26. März 1944, Betrf.: 1000 kg Unranoxyd für Kaiserl. Jap. Armee, Unsere Anfrage BE151 jetzt Auftrag B 1109 Ihr Angebot vom 3.3.44, Kopie aus dem Bundesarchiv

・Joseph M. Scalia: In geheimer Mission nach Japan: U 234. Ullstein, Berlin 2005

・富永孝子:『深海からの声、Uボート二三四号と友永英夫海軍技術中佐』新評論 二〇〇五年

FUKUSHIMA