Vom AKW-Arbeiter zum Atomgegner

Tagebuch eines japanischen Journalisten von fukumoto masao (2017)

Im Januar 2017 wurde ich eingeladen, in Minamisoma, einen Vortrag zu halten. Die Bürger-Messstelle Minamiso­ma „Todokedori“ [1] lud mich ein, und ich sprach mit ihr Schritt um Schritt den Inhalt meines Vortrages ab. Einer der Ansprechpartner für mich war Herr SHIRAHIGE Yukio. Als Shirahiges erste eMail bei mir einging, stellte er sich als ehemaliger AKW-Arbeiter vor, der am 11. März 2011 im Un­fall-AKW war.

Das überraschte mich sehr, weil ich wusste, dass niemand sich selbst outen will, an je­nem Tag dort gewesen zu sein. Sonst würde man ständig von den Medien gejagt wer­den. Es interessierte mich auch sehr, weshalb Shirahige jetzt an der Bürger-Messstelle beteiligt ist. Für mich war so­fort klar, dass ich ihn in Minamisoma interviewen will. Ich war jedoch nicht sicher, wie ich ihn um Gespräche bit­ten soll. Es wäre wahr­scheinlich besser, wenn ich ihn erst kurz vor meiner Reise nach Japan dazu ansprechen würde. So dachte ich. Ich wollte ihn vorher mit meiner Anfrage nicht verunsichern.

Deshalb schwieg ich eine Weile darüber. Aber ich muss­te oft überlegen, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Ich fragte auch den dort le­benden Journalist SUGITA [2] danach, ob er selbst schon Shirahige interviewt habe. Nein, sagte er. Er wage es noch nicht, will es aber auch irgendwann.

Ich dachte immer, dass ich ir­gendwann Herrn Shirahige um Ge­spräche bitten muss. Aber ich konnte es nicht leichten Her­zens tun und verschob immer wieder den Zeitpunkt. Im Mai dachte ich, jetzt musst du es machen, sonst verlierst du die Gelegenheit. Ich hatte bis zur Reise keine vier Wochen mehr.

Ich schickte Shirahige eine eMail mit den Fragen, die ich ihm beim Gespräch stellen wollte. Sofort bekam ich eine eMail von ihm mit einer bei­gelegten Datei, in der er auf meine Fragen schriftlich ant­wortete. In seiner eMail stand kein Wort über ein Gespräch. Es schien mir, als ob es damit für ihn erledigt sei.

Das bedrückte mich. Aus sei­ner Antwort konnte ich erfah­ren, was er als AKW-Arbeiter machte, aber die Antworten waren für mich zu allgemein, damit konnte ich nicht viel an­fangen, um über Shirahige zu schreiben.

Ich schrieb ihm, dass ich un­bedingt mit ihm einige Ge­spräche führen möchte, da ich viele Nachfragen habe. Dann schrieb er mir mit einigen Terminvorschlägen zurück. Aber er hatte an den Wochen­tagen kaum Zeit, da er arbei­tet. Außerdem muss er die Veranstaltung vorbereiten und hatte sogar noch einen Arzt­termin.

Die Veranstaltung soll am Sonnabend stattfinden, und anschließend will man ge­meinsam in einem Restaurant das 5-Jahre-Jubiläum der Bür­ger-Messstelle feiern. An die­sem Tag werden wir wahr­scheinlich kaum Zeit zum Ge­spräch haben. Ich muss aber bereits am nächsten Tag abrei­sen. Ich wusste nicht genau, wo die Bürger-Messstelle, der Veranstaltungsort und mein Quartier „Futabaya Ryokan“ [3] sind. Ferner war ich dort nicht motorisiert und von an­deren abhängig. Ich muss auch die Chance haben, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Taxen zu fahren. Wo und wie sollten wir uns also tref­fen?

Nach mehrmaligem eMail-Wechsel einigten wir uns auf Gespräche am Freitagabend und Sonntagvormittag. Herr Shira­hige wohnt in einer pro­visorischen Wohneinrichtung und will am Freitag in mei­nem Quartier übernachten. Das macht er ab und zu, da Futabaya Ryokan auch Treff­punkt der Bürgerinitiativen ist.

Am Freitag besichtigte ich in Minamisoma zuerst die Bür­ger-Messstelle und ein von ihr betriebenes Rapsfeld [4], zu dem der Messstellenleiter KO­BAYASHI [5] mich fuhr. Un­terwegs bemerkte ich, dass Shirahige ihn anrief und frag­te, wann wir in Futabaya an­kommen werden. Ja, ich wer­de mich sicherlich bald mit Shirahige treffen können, das beruhigte mich.

SHIRAHIGE Yukio vor seinem Hauseingang

Der Werdegang als AKW-Arbeiter

In Futabaya war es etwas hek­tisch. Immer wieder reisten Gäste an, die an der Veranstal­tung teilnehmen. Ich wartete im Vorraum sitzend auf Shirahige, aber dort war es sehr voll, und die Gäste rede­ten mit Kobayashi. Als Shira­hige kam, hatte ich keine an­dere Wahl, als dort in diesem hektischen lauten Raum mit ihm zu sprechen.

Zuerst fragte ich ihn, weshalb er nächsten morgen früh zum Krankenhaus geht. Ich wollte wissen, ob er vielleicht als Folge der Arbeit im AKW ei­ne Strahlenerkrankung hat. Nein, sagte er. Er gehe zur re­gelmäßigen Untersuchung.

Shirahige war von einer Rei­nigungsfirma angestellt, die in der westlich an Tokio angren­zenden Präfektur Kanagawa ihren Hauptsitz hat. Die Firma erhielt den Auftrag für die In­standhaltungs- und Wartungs­arbeiten im AKW Fukushima Daiichi. Im Mai 1980 wurde er von der Firma zum AKW geschickt. Die Firma soll im AKW Reinigungen und De­kontaminierungen in der An­lage, Wäschereinigungen so­wie Dekontaminierungen von Transportbehältern für abge­brannte Brennelemente durch­führen. Dazu soll sie auch noch die Strahlenschutzkon­trolle für die Dekontaminie­rungen machen. Herr Shirahige wurde Strahlenschutzbeauf­tragter und musste für seine Aufgabe erst alles zum Strah­lenschutz vom Anfang an er­lernen. Er musste ab und zu auch im Containment (im Si­cherheitsbehälter) arbeiten, um die radioaktive Belastung sei­ner Kollegen zu überwachen.

Er hatte am Anfang ein wenig Angst vor der Strahlung, aber dachte nicht viel darüber nach. Für ihn war klar, dass er AKW-Arbeiter wird, weil das von seiner Firma so bestimmt wurde. Wenn er jetzt auf die damalige Zeit zurückblicke, sagte er, dass er seine Angst doch unbewusst unterdrückt hat. Er dachte auch nicht viel darüber nach, weshalb die Menschen gegen die Atom­energie protestieren.

So arbeitete er lange ohne be­sondere Ereignisse als AKW-Arbeiter eines Subunterneh­mers.

Der 11. März 2011

Dann kam der 11. März 2011. Shirahige war wie immer im AKW Fukushima Daiichi. Nach dem starken Erdbeben und dem sich darauf anschlie­ßenden Tsunami wusste er gar nicht, was dann passieren wird. Er wartete im Büro zur Notfallbereitschaft auf Anwei­sungen vom AKW-Betreiber. Da keine Anweisungen gege­ben wurden, konnten er und seine Kollegen an dem Tag Feierabend machen und nach Hause gehen.

Da sich sein Haus innerhalb der 20 Kilometer-Zone um das Unfall-AKW befindet, musste er mit seiner Familie evakuie­ren und fuhr zur nordöstlich an Tokio angrenzenden Prä­fektur Chiba, in die Heimat seiner Frau. Zuvor arbeitete er zu Hause sehr hektisch, um zu erfahren, wie es seinen Kolle­gen ergangen ist und wo sie jetzt sind.

Als er am 22. März mit seiner Familie unterwegs nach Chiba war, bekam er von seiner Fir­ma einen Anruf. Er solle zur Arbeit zurückkehren. Er fuhr alleine zurück, konnte aber erst ab dem 26. März wieder tätig sein. Zuerst war er einige Monate im J-Village, dem Stützpunkt für die im Unfall-AKW beschäftigten Arbeiter, mit der Dekontaminierung der Arbeiter beschäftigt. J-Village ist eigentlich ein Sportkom­plex, der 1997 für Profi-Fußballer errichtet wurde. Anschließend war er bis Ende Novem­ber 2011 als Strahlenschutz­beauftragter in dem auf dem AKW-Gelände befindlichen erdbebensicheren Notfallzent­rum und für die strahlen­schutztechnische Untersuchung in den Arbeitsbereichen im Unfall-AKW tätig. Danach war er außerhalb des Unfall-AKWs für die Dekontaminie­rungen in den Sperrgebieten und für das Bündnis einiger Subunternehmen als Strahlen­schutzbeauftragter beschäftigt.

Er war zum Beispiel im Mai 2011 nicht jeden Tag im Un­fall-AKW tätig, aber er wurde im Mai insgesamt einer radio­aktiven Dosisbelastung von 3,87 Millisievert (mSv) aus­gesetzt. Die Höchstbelastung soll in 30 Minuten 1,8 mSv betragen haben. Vom April bis Ende November 2011 be­lief sich seine gesamte radio­aktive Dosisbelastung auf knapp 13 mSv.

Shirahige war bis September 2015 als Beschäftigter beim AKW Fukushima Daiichi re­gistriert und ist danach als Strahlenschutzbeauftragter in einer Betonfabrik angestellt, die auch das Unfall-AKW mit Beton versorgt. In seinem ge­samten Leben als AKW-Arbeiter vom Mai 1980 bis September 2015 wurde er ins­gesamt der radioaktiven Be­lastung von über 230 mSv ausgesetzt, aber in diesem Wert ist die innere Verstrah­lung nicht eingeschlossen.

Normalerweise gilt für AKW-Arbeiter in Japan ein Grenz­wert von 50 mSv pro Jahr (mSv/a) als Höchstjahresbe­lastung, jedoch über einen Zeitraum von fünf Jahren ist nur ein Gesamtwert bis zu 100 mSv zulässig. Für den Notfall gelten als zulässiger Jahres-Gesamtwert ebenfalls bis zu 100 mSv. Am 14. März 2011 ordnete die japanische Regie­rung die Erhöhung des Ge­samtwertes auf 250 mSv an. Sonst hätte man auf dem Ge­lände des Unfall-AKWs nicht genügend Kräfte gehabt. Der Gesamtwert wurde schließlich am 16. Dezember 2011 wieder auf 100 mSv herabgesetzt, aber der zulässige Gesamtwert von 250 mSv galt noch weiter für die TEPCO-Angestellten, die mit der Kühlung der Reaktoren beschäftigt waren.

Der offiziellen Statistik [6] zu­folge hatten 174 Arbeiter bis zum November 2015 den ku­mulierten Wert von 100 mSv überschritten. Davon waren nur 24 Arbeiter von Subunter­nehmen. 6 Arbeiter der Be­treiberfirma TEPCO über­schritten 250 mSv. Ich gehe aber davon aus, dass noch we­sentlich mehr Arbeiter von den Subunternehmen den Wert von 100 mSv über­schritten haben. Es ist bereits bekannt, dass die Arbeiter der Subunternehmen mit Hilfe ei­ner Bleifolie am Messgerät die Messwerte manipuliert haben, um länger gut bezahlt dort ar­beiten zu können.

Der Zweifel am Grenzwert

Nach der ersten Explosion im Block 1 des AKWs am 12. März 2011 wurde für die Kör­peroberflächenkontamination der international anerkannte Notfallgrenzwert von 13.000 cpm angeordnet. 2 Tage später wurde der Grenzwert auf 100.000 cpm angehoben. Am 14. März gab es die zweite Explosion im Block 3. Wenn der Grenzwert überschritten wird, muss der ganze Körper dekontaminiert werden. Beim Grenzwert von 13.000 cpm wird die Äquivalentdosis für die Kinderschilddrüse zu 100 mSv mit einer Aktivität von 40 Becquerel pro Quadratzen­timeter (Bq/cm2) an der Kör­peroberfläche angenommen. [7]

Als Shirahige von einer TV-Nachrichtensendung die Grenz­werterhöhung auf 100.000 cpm erfuhr, wollte er seinen Ohren nicht trauen. Das stand im Widerspruch zu seinen 35-jährigen Erfahrungen mit dem Strahlenschutz. So einen ho­hen Grenzwert konnte er als Strahlenschutzbeauftragter nicht akzeptieren. Das schock­te ihn sehr. Er fand, dass seine bisherigen Kenntnisse und Er­fahrungen völlig ignoriert und zerstört wurden. Je länger er nach dem AKW-Unfall mit dem Strahlenschutz beschäftig war, desto stärker wurde seine Überzeugung: Das ist für die Menschheit unverantwortlich und unmöglich. Unter diesen Umständen kann man nicht mehr gesund leben.

Vor dem AKW-Unfall hatte er für den Strahlenschutz nur allgemeine fachliche Kennt­nisse. Er dachte, dass er als Strahlenschutzbeauftragter mehr nicht braucht, und hatte auch nicht die Motivation, sich noch mehr und tiefer mit dem Strahlenschutz auseinan­derzusetzen. Nachdem er so große Zweifel am Grenzwert hatte, schämte er sich, dass seine Kenntnisse über den Strahlenschutz nicht tief ge­nug sind. Ihm wurde klar, dass er über Strahlung und Strah­lenschutz nicht viel weiß.

Er begann dann, das fachliche Defizit auszugleichen. Er las Fachbücher und sammelte im Internet entsprechende Infor­mationen. So fleißig war er noch nie in seinem Leben. Er sagte mir, er wisse nicht, ob es sich gelohnt hat, aber er sei sehr stolz auf seinen Fleiß.

Erst am 16. September 2011 wurde der Grenzwert wieder auf 13.000 cpm herunterge­setzt.

Küstenregionen der Präfektur Fukushima (gezeichnet von TANAKA Yu)

Die Begegnung mit der Bürger-Messstelle

Wie schon erwähnt, arbeitete er nach dem AKW-Unfall zu­erst im Stützpunkt der im Un­fall-AKW arbeitenden Arbei­ter, J-Village, der sich in den südlich vom Unfall-AKW lie­genden Ortschaften Naraha und Hirono befindet. Danach war er bis Ende November 2011 auf dem Gelände des Unfall-AKWs tätig. Dazu musste er sich auch immer zu­erst zum J-Village begeben, um alle notwendigen Ausrüs­tungen wie Dosimeter, Schutz­kleidung, Maske, Handschuhe, Unterwäsche, usw. zu bekom­men. Nach der Arbeit im AKW musste er immer wieder dorthin zurück, um dort ge­messen und dekontaminiert zu werden.

Da sich sein in Minamisoma gebautes Haus im Sperrgebiet befindet, entschied er sich zu­erst, in der vom Unfall-AKW mehr als 30 Kilometer ent­fernten Stadt Iwaki zu woh­nen. Dadurch hat er aus dem Süden den leichteren Zugang zum J-Village. Ab Dezember 2011 sollte er sich an die De­kontaminations-Modellprojek­te in den Sperrgebieten betei­ligen, und ab Ende Dezember war er für ein Modellprojekt in der südlich an Minamisoma angrenzenden Kleinstadt Nami’e tätig. Seitdem wohnt er allein in einer provisorischen Wohn­einrichtung im in der Mitte der Stadt Minamisoma be­findlichen Bezirk Haramachi, der nicht zum Sperrgebiet ge­hört.

Die Bürger-Messstelle Mina­misoma „Todokedori“ wurde im Juni 2012 im Bezirk Ha­ramachi gegründet, aber vor­her hatte es bereits eine Bür­geraktion mit Messungen von Strahlendosen in Minamisoma gegeben. [8] Wenn Shirahige an die damalige Zeit zu­rückdenkt, erinnert er sich nicht mehr genau daran, aber er glaubt, im Frühling 2012 jemandem von der Bür­gerinitiative begegnet zu sein. Er erklärte, sich nach der Ka­tastrophe als AKW-Beschäf­tigter immer mehr für die Bürgermessungen interessiert zu haben, und bot der Bürger-Messstelle seine Mitarbeit an. [9]

Die durch den AKW-Unfall zerstörte Initiative

Der 1955 geborene Shirahige hatte einige Jahre vor dem AKW-Unfall ein Leuchtkä­fer-Projekt in Minamisoma initiiert. Er wollte zusammen mit den Einheimischen, insbe­sondere mit Kindern, die Um­welt schaffen, in der Leucht­käfer nachhaltig gedeihen. In seiner Umgebung untersuchte er mit Kindern die Lebens­räume von Leuchtkäfern, um eine Leuchtkäfer-Karte zu er­stellen. Dazu wurde unter an­derem das Wasser analysiert, ob die Qualität für Leucht­käfer gut genug ist. Es wurde auch untersucht, ob dort in der Umgebung weitere Wasser­pflanzen wachsen oder -insek­ten gedeihen.

Shirahige wollte damit den Schwerpunkt seines Lebens langsam von der Arbeit im AKW auf ein freiwilliges eh­renamtliches Engagement ver­schieben, da er bald das Ren­tenalter (in Japan mit 60 Jah­ren) erreicht. [10]

Sein Projekt wurde aber im dritten Jahr durch den AKW-Unfall völlig zunichte ge­macht. Er kann längerfristig mit dem Projekt nicht wieder anfangen, da die Rückkehr von Kindern nicht zumutbar ist.

Er ist aber jetzt davon über­zeugt, dass er eine neue Le­bensaufgabe gefunden hat, nämlich die Bürger-Messung. Er wünscht sehr, dass die Bürger-Messungen noch wei­ter längerfristig fortgesetzt werden und er noch in der Bürger-Messstelle mitarbeiten kann.

Die Scham

Ich wollte auch noch wissen, wie er jetzt die Atomenergie findet. Für ihn war ein atoma­rer Unfall in einem AKW in Japan unvorstellbar, da die AKWs in Japan mit allem nur möglichen Know-how der ja­panischen Wissenschaft und Technik gebaut worden wa­ren.

Als Herr Shirahige im Fernse­hen sah, dass die beiden Ex­plosionen im Block 1 und 3 die Reaktorgebäude auf ein­mal zerstörten, musste er an­erkennen, dass sein Glaube an die Technik nicht richtig war. Im Namen der friedlichen Nutzung der Atomenergie wurden viele AKWs gebaut, und die Nutzung der Atom­energie wurde akzeptiert. Aber durch das Erdbeben und den Tsunami wurde schließ­lich das wahre Gesicht der Gefahr der Atomenergie ent­hüllt.

Er schämt sich, dass er in ei­ner solchen Anlage arbeitete und sein Brot verdiente. Er fühlt sich als ehemaliger AKW-Arbeiter teilweise für die Folgen mitverantwortlich.

Wenn er beobachtet, wie die Regierung, die Industrie und die sogenannten Experten in Japan über den AKW-Unfall sprechen und auf ihn reagier­ten, ist die Wiederinbetrieb­nahme der AKWs für ihn nicht mehr annehmbar. Er sagte mir, er wolle gegen die Atomenergie lebenslang Stel­lung nehmen wie auch gegen Atomwaffen.

Nach dem Gespräch unterhielt ich mich noch weiter beim Abendessen mit Shirahige und den anderen Teilnehmern der Jubiläumsveranstaltung über die Lage nach dem AKW-Unfall. Herr SUGITA [11] war auch ab und zu dabei, und wir drei vereinbarten, dass wir am nächsten Vormittag zu Shira­higes sanierten Haus im Be­zirk Odaka fahren, der vor cir­ca einem Jahr für die Rück­kehr freigegeben wurde.

Ich musste noch zum Schluss Shirahige fragen, ob ich sei­nen Namen und seine Fotos ohne weiteres veröffentlichen darf. Er sagte mir, er wolle mir alles überlassen.

Anmerkungen:

[1] Siehe den Absatz „Die Stadt Minamisoma“ im Kapitel „Bürgermessstellen in Japan kämpfen um ihre Existenz“.

[2] Siehe den Absatz „Ein Wanderjournalist“ im Kapitel „Das Viertel der Alten“.

[3] Siehe den Absatz „Der Bizirk Odaka“ im Kapitel „Das Viertel der Alten“.

[4] Siehe den Absatz „Raps anstelle von Reis“ im Kapitel „Bürgermessstellen in Japan kämpfen um ihre Existenz“.

[5] Siehe den Absatz „Die Stadt Minamisoma“ im Kapitel „Bürgermessstellen in Japan kämpfen um ihre Existenz“.

[6] Nach den Daten des japani­schen Ministeriums für Gesund­heit und Arbeit

http://www.mhlw.go.jp/topics/2016/01/dl/tp0115-1-01-04p.pdf#search=%27%E5%8E%9F%E7%99%BA%E5%BE%93%E6%A5%AD%E5%93%A1%E3%81%AE%E6%94%BE%E5%B0%84%E7%B7%9A%E5%9F%BA%E6%BA%96%E5%80%A4%27

[7] cpm = counts per minute = Im­pulse pro Minute, eine gerätespe­zifische (Dosis-)Einheit, die erst mit den genannten Angaben zur Kalibrierung eine weitere Aussa­ge erlaubt.

[8] Siehe den Absatz „Die Stadt Minamisoma“ im Kapitel „Bürgermessstellen in Japan kämpfen um ihre Existenz“.

[9] Zur Arbeit von SHIRAHIGE Yukio und der Bürgermessstelle in Minamisoma s.a. A. Hack, Th. Dersee: Durchhalteparolen und fal­sche Strahlenmessungen, in Strah­lentelex Nr. 622-623 v. 6.12. 2012, S. 1-9

www.strahlentelex.de/Stx_12_622-623_S01-09.pdf

sowie Th. Dersee: Falsche Strah­lenmessungen beim behördlichen Umweltmonitoring in Fukushima, in Strahlentelex 624-625 v. 3.1. 2013, S.1-3

www.strahlentelex.de/Stx_13_624-625_S01-03.pdf

[10] Die meisten Japaner arbeiten noch weiter, auch wenn sie das Rentenalter von 60 Jahren er­reicht haben.

[11] Siehe den Absatz „Ein Wanderjournalist“ im Kapitel „Das Viertel der Alten“.

(Die 1. Veröffentlichung: Strahlentelex Nr. 744-745 / 32. Jahrgang, 4. Januar 2018, S. 01-04.)

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